Moritz Hossli

  Moritz Hossli ist bei der Führung am 19. Juni 2022 anwesend

Werke in der Ausstellung

Periglazial, 2019, Videoinstallation

Der in Giswil und Luzern arbeitende Moritz Hossli zeigt im Rahmen der GRAND TOUR CASPAR WOLF seine ikonische 2-Kanal-Videoarbeit Periglazial (Abb. 35), die erstmals 2019 in einem anderen räumlichen Setting im Aargauer Kunsthaus zu sehen war. Für die filmische Annäherung an das «Wesen» des Gletschers setzt Hossli ganz bewusst eine Vielzahl von Stilmitteln ein. Er verwendet verschiedene Aufnahmetechniken (u.a. die Infrarotkamera), nimmt unterschiedliche Blickwinkel ein (vom Close-Up bis zur Vogelschau mittels Drohnenaufnahme) und lässt uns hören, dass Gletscher auch Töne von sich geben. Ausserdem kontrastiert er die natürliche Ästhetik der mächtigen Eismassen mit der künstlichen der weissen Abdeckplanen, welche überdeutlich deren Vulnerabilität hervorkehren.

Im Wechselspiel von Naturaufnahmen und Szenen mit menschlichen Protagonisten lässt Hossli die Dichotomie Natur versus Kultur aufscheinen. Die touristische Nutzung oder die wissenschaftliche Erforschung stehen ebenso im Visier wie althergebrachte Tätigkeiten, etwa die Jagd, bis hin zum religiösen Ritual der Prozession, dem Versuch des Menschen, in spiritueller Weise Einfluss auf die Natur zu nehmen. So handelt die Arbeit auch davon, wie sich das menschliche Verhalten gegenüber der Natur im Laufe der Zeit verändert hat. Hossli kennt natürlich auch diese Geschichte: 1678, exakt hundert Jahre vor Caspar Wolf, haben Bewohner der Oberwallisergemeinde Fiesch mit dem Segen des Papstes ein Gelübde abgelegt, jedes Jahr für das Abschmelzen des bedrohlich anwachsenden Aletschgletschers beten zu wollen. 2009 willigte Papst Benedikt XVI auf Ersuchen einer Walliser Delegation dann ein, das Gelübde umzukehren, um fortan gegen die Gletscherschmelze beten zu dürfen.

[aus dem Katalog]

Materialien

> Portfolio mit Werkbeschrieb (PDF)

arttv Bericht zur Präsentation im Aargauer Kunsthaus